Grußwort des Bundesministers Bundesministerium für Gesundheit
Die Pandemie hat uns die große Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes deutlich vor Augen geführt. Dass wir diese gesundheitliche Jahrhundertkrise in Deutschland vergleichsweise glimpflich überstanden haben, ist nicht zuletzt dem großartigen Engagement der Beschäftigten im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu verdanken. Sie haben Herausragendes geleistet – insbesondere angesichts der schon vorher dringend nötigen Stärkung des ÖGD. Dafür danke ich Ihnen herzlich!
Auch bei abklingender Pandemie gilt es nun, die Aufmerksamkeit hochzuhalten. Ihr Kongressmotto trifft den Nagel auf den Kopf. Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist wichtiger denn je. Und er wird es bleiben. Nicht nur für kommende Pandemien müssen wir besser gerüstet sein. Die Aufgaben gehen weit über den Infektionsschutz hinaus – und sie stehen auf der politischen Agenda ganz oben. Eine starke Öffentliche Gesundheit bedeutet mehr gesundheitliche Chancengerechtigkeit für die Menschen und eine geringere Anfälligkeit für Krisen.
In der Pandemie halfen verschiedene Angebote, wie die Containment-Scouts oder die „Studis4ÖGD“, die Gesundheitsämter kurzfristig personell zu unterstützen. Mit dem „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ gehen wir – gemeinsam mit den Ländern und Kommunen – gleichzeitig den Weg einer nachhaltigen personellen Stärkung, Digitalisierung und Modernisierung des ÖGD. Dafür stellt der Bund bis 2026 insgesamt 4 Mrd. Euro zur Verfügung. Das erste Etappenziel – die Schaffung von 1.500 neuen, unbefristeten Stellen im Öffentlichen Gesundheitsdienst – konnte bereits erreicht werden.
Auch die bessere Vernetzung und Digitalisierung sind angelaufen. Mit dem Reifegradmodell wurde ein Instrument entwickelt, das den digitalen Ausbau zielgerichtet und nachhaltig begleitet. Gesundheitsämter und weitere Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes erhalten dadurch Orientierungshilfe und Handlungsempfehlungen für ihre Digitalisierungsstrategie. Im Rahmen des ersten Förderaufrufs im vergangenen Jahr konnten bereits 263 Anträge bewilligt und erste Mittel ausgezahlt werden. Ziel ist das digitale Gesundheitsamt 2025.
Gleich zu Beginn meiner Amtszeit habe ich eine eigene Abteilung für Öffentliche Gesundheit eingerichtet – die erste in der Geschichte des Bundesgesundheitsministeriums. Das geplante „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“ wird sich künftig sowohl um die Gesundheitskommunikation im Allgemeinen als auch um eine schnelle, flexible Einsatzbereitschaft bei Gesundheitskrisen kümmern. Gleichzeitig werden Krankheitsvorbeugung und Gesundheitskompetenz gestärkt, was mir als Präventionsmediziner ganz besonders am Herzen liegt.
Für einen modernen, starken ÖGD, der all seinen Aufgabengebieten gerecht werden kann, braucht es weitere strukturelle Anpassungen. Dazu stehen Bund und Länder in engem Austausch. Auch eine wissenschaftliche Anbindung in der medizinischen und in der Public Health-Forschung ist richtungsweisend. Das Bundesgesundheitsministerium stellt bis 2024 über 4 Mio. Euro für die Stärkung der Zusammenarbeit von ÖGD und Public Health-Forschung zur Verfügung. Im Rahmen des Paktes für den ÖGD wurden außerdem weitere Forschungsförderungen zur „Strukturellen Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)“ angestoßen.
Von zentraler Bedeutung ist auch das Thema Nachwuchsgewinnung in allen Bereichen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Daher ist es gut, dass bspw. durch die geänderte Approbationsordnung künftige Ärztinnen und Ärzte stärker an den ÖGD herangeführt werden: Kenntnisse des öffentlichen Gesundheitswesens und der Bevölkerungsmedizin sind nun neu im Ausbildungsziel und in den Prüfungsinhalten verankert.
Ich danke Ihnen, dass Sie alle diese Themen auch auf dem 72. Wissenschaftlichen Kongress des BVÖGD aufgreifen und wünsche Ihnen einen intensiven und kollegialen Austausch!
Prof. Dr. Karl Lauterbach Bundesminister Bundesministerium für Gesundheit